Auch wenn die Überschrift vielleicht kurz darauf hindeuten könnte, dass ich in der 5. Klasse im Sexualkundeunterricht nicht richtig aufgepasst habe, so kann ich beruhigt sagen, dass dieser Teil des „Papa-Werdens“ bereits erfolgreich umgesetzt wurde.
Diese freudige Nachricht geht einher mit der Gewissheit, dass ich nur noch wenige Monate habe, um mir der Bedeutung des „Papa-Seins“ bewusst zu werden. Viele Fragen kreisen durch meinen Kopf: Was muss ich machen? Bin ich bereit? Kann ich das? Ich habe mich entschieden, die Anforderungen des „Papa-Seins“ wissenschaftlich-logisch zu analysieren.
1.Schritt: Bedeutung
Wikipedia: Kosewort für den Vater
Duden: Bezeichnung des Papstes / höherer Geistlicher (Widerspruch in sich?)
Fazit: Ich bin noch kein Stück weiter – Papst zu werden, um Papa sein zu können, schließe ich allerdings vorerst aus.
2.Schritt: Anforderungen
Google: Eine breite Auswahl an Ratschlägen zur Unterstützung der werdenden Mutter … Langsam habe ich das Gefühl, „Papa-Sein“ ist so einfach, wie ein IKEA-Regal zusammenzubauen – eine Anleitung also nicht erforderlich.
Bücher: „Nuckel-Alarm“ – Ein wirklich amüsantes Buch, in dem ich meine Freundin und mich oft wiedererkenne. Es hat mich auf viele Situationen und die ersten Wochen mit dem Baby vorbereitet, aber auch hier gibt es keine Papa-Definition. Immerhin weiß ich jetzt, was ich im Kreißsaal lieber nicht sagen sollte, auch wenn mein Kind zur Bundesliga-Zeit kommen sollte.
Fazit: Ich bin zwar noch kein Stück weiter, was das „Papa-Sein“ angeht, aber immerhin bin ich als werdender Vater schon mal keine Voll-Katastrophe.
3.Schritt: Analyse der Umgebung
Einige meiner Freunde haben Kinder, die bereits sprechen können. Hier wird das Wort Papa gefühlt ununterbrochen gerufen, gesagt, genuschelt und geschrien. Meine Freunde müssten also wissen, wie das „Papa-Sein“ funktioniert.
Meine Fragen nach dem Geheimrezept und den Vorkehrungen, die meine Freunde getroffen hätten, wurden nicht wirklich ernst genommen. Stattdessen wurde mir ein Kind auf den Arm gereicht – ein Praxistest sozusagen. Nach anfänglich irritierten Blicken (das ging wohl uns beiden so), haben wir diese Zeit unbeschadet, ohne Tränen und sogar mit einem Lächeln überstanden. Nur das Wort Papa ist nicht gefallen, komisch.
Fazit: Ich bin wohl nicht unbegabt – ein ausreichendes Ergebnis ist das aber noch nicht.
Da mich diese wissenschaftlich-logische Herangehensweise nicht wirklich weiter gebracht hat und ich inzwischen nur noch wenige Monate Vorbereitungszeit habe, ist es langsam an der Zeit, Panik zu bekommen. Doch eigentlich ist die Antwort auf die Frage, wie man Papa wird, so naheliegend …
Ich erinnere mich, dass mein Papa immer alles richtig gemacht hat. Das klingt jetzt vielleicht merkwürdig, aber wenn ihr an eure Väter denkt, geht es euch vielleicht ähnlich. Wenn ich darüber nachdenke, dass das objektiv vielleicht teilweise anders gesehen werden könnte, dann zeigt es mir umso mehr, dass eine Vater-Kind-Beziehung keinem Rational standhält, sondern durch die besondere Beziehung an sich begründet ist. Es geht wohl nicht darum, gut vorbereitet zu sein, besondere Dinge zu machen oder zu können, sondern seinem Kind das Gefühl zu geben, etwas ganz Besonderes zu sein. Das hat mein Papa immer hinbekommen, auch ohne Vorbereitungskurs.
Ich kann mit gutem Gewissen sagen, dass ich mich mit diesem Gedanken anfreunden kann, mich nicht mehr vorbereiten zu müssen, denn ich bin mir nun sicher, dass das Gefühl „Papa-Sein“ da sein wird, wenn ich mein Kind das erste Mal in den Armen halte.
Mein Papa ist mein Vorbild – ich weiß, dass er immer für mich da war und ist. Wenn mein Kind irgendwann das gleiche über mich sagt, dann habe ich alles richtig gemacht.
Euer „Fast-Papa“ Benni